Hufrehe Definition

Definition der Hufrehe: Hufrehe ist eine nichteitrige Entzündung der Huflederhaut, demnach eine Huflederhautentzündung!

Bereits diese Definition gibt Rätsel auf, warum bei der Diagnose „Huflederhautentzündung“ an die Hufe und bei der Definition „Hufrehe“ an den Stoffwechsel, EMS und Cushing gedacht wird. Alleine der Diagnosebegriff für zwei laut Definition gleiche Krankheiten entscheidet, wohin die Gedankengänge gehen (Stoffwechsel, Diät, EMS, Cushing oder Blickrichtung Hufe…).

Da man rein äußerlich keinerlei Unterschied ausmachen kann, macht der Tierarzt, Tierheilpraktiker oder Hufschmied die Diagnose entweder von seiner Einstellung und Erfahrung oder vom Gesamtbild des Pferdes abhängig. Findet er die sogenannte „Sägebockstellung“ vor oder typische Rehehufe, so wird die Diagnose generell Hufrehe lauten. Findet er keine Sägebockstellung und auch keine typischen Rehehufe (als typische Rehehufe würde ich hier die Schnabelform nennen wollen) vor, so ist die Diagnose offen, er kann sich entweder für die Hufrehe oder aber für die Huflederhautentzündung entscheiden. Dies wird er ganz sicher auch vom Futterzustand des Pferdes abhängig machen und von den sichtbaren Schmerzen, also vom Laufverhalten. Desto schlechter das Pferd läuft, desto mehr Schmerzen es also hat, umso mehr tendiert man zur Diagnose Hufrehe. Findet sich in der Vorgeschichte bereits ein Reheschub und ist das Pferd infolge dessen auf Cushing oder EMS positiv getestet worden, stellt sich die Frage nicht, dann ist es für jeden und immer sowieso eine Hufrehe! Ist es Frühjahr oder Herbst und das Pferd oder Pony steht auf der Weide, ist es ebenso unmissverständlich eine Hufrehe, dies gilt auch, wenn das Pferd oder Pony zu dick ist.

Ich will sagen, dass die Diagnose sozusagen offen ist, weil es kaum wirkliche äußerliche Anhaltspunkte gibt mit Ausnahme der oben genannten. Auch Blutuntersuchungen bei Hufrehe und Huflederhautentzündung sehen identisch aus, in diesen findet man keine typischen „Hufrehe Parameter“. Auch hier gäbe es lediglich Anhaltspunkte für das eine oder andere, wenn Werte extrem erhöht sind. Beispielsweise würde eine Vergiftung die Leberwerte in die Höhe treiben und hieraus könnte der Tierarzt dann wiederum den Schluss einer Hufrehe ziehen.

Also letztlich ist die Diagnose offen und variabel, weil eben eine Huflederhautentzündung auch eine Hufrehe ist!

In Folge der Entzündung der Huflederhaut kommt es zu einer lokalen Durchblutungsstörung mit Austritt von Gewebeflüssigkeit und Blutkörperchen aus den Blutgefäßen der Lederhautblättchen. Es kommt zur Ödembildung und Schwellung. Diese verursacht durch die fehlende Ausdehnungsmöglichkeit durch die Hornkapsel große Schmerzen.

Auf dem dann folgenden Röntgenbild wird meist eine Hufbeinrotation unterschiedlichen Grades und/oder – seltener – eine Hufbeinsenkung diagnostiziert. In wenigen Fällen kann es auch zu einem Durchbruch des Hufbeins durch die Sohle oder zum Ausschuhen kommen. Dies bedeutet, dass sich die Hufkapsel komplett löst.

Da Röntgenbilder regelmäßig erst im Zuge einer Hufrehe angefertigt werden, lässt sich übrigens so gut wie nie feststellen, ob eine Hufbeinsenkung oder Rotation bereits vor der Entzündung, also dem akuten Hufreheschub bestand. Unbekannt bleibt auch, ob Hufbeinsenkung bzw. Hufbeinrotation sich im Laufe der Hufrehe durch falsche Maßnahmen am Huf verschlechtern oder – wie immer behauptet wird – durch die Entzündungsvorgänge selbst. Sätze wie „wir konnten die Hufrehe nicht stoppen“ zeigen, dass wir Menschen davon ausgehen, dass der Prozess der Hufbeinsenkung und Hufbeinrotation ein selbständiger ist, wir gehen nicht davon aus, dass unsere eigenen Maßnahmen schuld sind, wenn Hufbeinrotation und Hufbeinsenkung voran schreiten.

Das Gleiche gilt für den Fall, wenn das Hufbein durch die Sohle bricht oder das Pferd ausschuht. Es gibt keinerlei Fakten, ob diese Folgen durch falsche Maßnahmen an den Hufen (oder wie allgemein behauptet: den Entzündungsvorgang selbst) eintreten. Es wäre sehr interessant, hier einmal näher hinzuschauen!

Bei der Hufrehe entsteht sowohl eine Minderdurchblutung (kalte Hufe) sowie aber auch vermehrte Durchblutung (warme bis heiße Hornkapsel). Die Temperatur der Hufe ist als „Diagnose“ völlig unrelevant und sollte keineswegs zum Maßstab genommen werden, egal für was, denn kalte bzw. warme Hufe zeigen lediglich an, dass die Durchblutung momentan normal, verstärkt oder vermindert ist, was an sich aber nichts mit der Hufrehe Erkrankung zu tun hat. Viele Pferdehalter machen die Temperatur zum Maßstab der Hufrehe, ich höre oft „ja, der hat aber noch so warme Hufe“, wie gesagt, das ist nicht relevant.

Ebenso verhält es sich mit dem Puls in der Fesselbeuge. Auch hier höre ich oft: „mein Pferd hat Puls“. Mhmmm, denke ich, schön, wenn er keinen Puls hätte, wäre er schließlich tot: Jedes lebende Pferd hat einen Puls in der Fesselbeuge, sonst wäre kein Leben mehr im Pferd. Das Messen des Pulses in der Fesselbeuge ist daher ebenfalls völlig sinnlos. Hintergrund dessen ist, dass Schmerz sich in einem sehr stark vermehrten, schnellen und richtig pochendem Puls äußert. Diese Art von Puls zeigt lediglich an, dass Schmerzen in diesem unteren Bereich bestehen, was beispielsweise auch bei einem Hufabszess der Fall wäre.

Relevant ist einzig und allein das Laufverhalten des Pferdes und einzige wichtige Frage daher: läuft das Pferd gut oder schlecht?

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