Warum kann man eine gute Hufbearbeitung nicht aufgrund einer einzigen Bearbeitung erkennen? Eine wirklich schlechte Hufbearbeitung dagegen, insbesondere, wenn es um die Trachten eines an Hufrehe erkrankten Pferdes geht, erkennt man sofort!
Der Huf ist KEIN HOLZKLOTZ, der in eine bestimmte Form geschnitzt werden kann und dann wieder gesund ist. Warum nicht? Zum einen ist Bewegung notwendig, um einen Huf gesund zu erhalten bzw. wieder gesund zu bekommen, zum anderen, weil es einen inneren und einen äußeren Huf gibt!
Der äußere Huf, also die Hufkapsel, ist sozusagen der Schuh für den inneren Huf, diese beiden wirken wechselseitig aufeinander ein!
„Kurzum, der Huf lebt, das Pferd lebt, alles ist miteinander in Wechselwirkungen verbunden, der innere Huf hat Einfluss auf den äußeren Huf, der äußere Huf und die Hufbearbeitung haben Einfluss auf den inneren Huf, die Bewegung des Pferdes, der Boden auf dem es läuft, die Jahreszeit …., alles hat Einfluss auf die Hufe!“
Ein HEUTE kranker Huf kann nicht HEUTE zurecht gefeilt werden und ist dann wieder gesund. Ein Huf muss sich gesund wachsen bzw. sich gesund laufen. Der heute kranke Huf muss weg wachsen/sich weglaufen.
„Der Huf sieht heute nicht aus wie oben im Bild und morgen wie unten im Bild, das braucht eine ganze Weile, genauso ist es umgekehrt!“
Wenn, wie bei einer Hufrehe, die Lamellen geschädigt sind (bekannt unter LAMINITIS, dies ist die Mindestschädigung, oftmals sind noch viele andere Sachen geschädigt, aber ich will es hier möglichst einfach und nachvollziehbar machen), dann kann diese Lamellen, die jetzt gerade da sind, nichts wieder gesund machen, ich wiederhole, NICHTS!
Keine Behandlung, kein Medikament, keine Bearbeitung: NICHTS! Der Huf, der also gerade aktuell zu sehen ist, ist also jetzt heute in diesem Moment nicht gesund, ganz egal, was an der äußeren Hufkapsel gemacht wird, das ändert HEUTE nichts am Zustand des inneren Hufes, aber, und da wird es für die meisten kompliziert, im Laufe der Zeit. Die Bearbeitung kann also über die Zeit entweder verhindern, dass der innere Huf heilt, oder aber der Natur unter die Arme greifen.
„Was den inneren Huf unterstützt, ist die schmerzfreie BEWEGUNG, die inneren Strukturen im Huf funktionieren nach dem Prinzip „Use it or loose it“!“
Dem Rehepferd müssen also neue Lamellen (eine neue Kapsel) wachsen, die dann von ganz oben (Kronrand) nach ganz unten durchwachsen müssen, dies dauert, je nachdem, wie schnell der Huf wächst, mindestens! 6 Monate (mit Hufelexier), im Durchschnitt sagt man jedoch ca. 12 Monate.
Welcher innere Huf der zwei unten folgenden Bilder ist auf dem Weg zur Regulierung?
Antwort: Der Huf auf Bild 2., also dem unteren Bild. Hier seht Ihr deutlich, dass die neue (gesunde…) Kapsel von oben runter wächst!
Für die meisten Menschen würde der Huf auf Bild 2. wahrscheinlich schlimmer aussehen als der andere… der 1. ist ja schon fast normal für viele Menschen, nein, das ist er aber nicht!
Was die Bearbeitung erreichen muss, ist, dass der Huf über diese Zeit hinweg die Voraussetzungen erhält, dass die Lamellen wieder gesund nachwachsen können, also komplett von oben bis nach ganz unten, ohne, dass sie wieder auseinanderreissen (dies passiert z. Bsp. durch ein ständiges Landen auf der Zehe, weil die Tracht zu doll schmerzt). Erst wenn die Lamellen (die Hufkapsel) neu runter gewachsen sind, ist der Huf wieder komplett gesund, der Einfachheit halber vorausgesetzt, dass dies die einzige Schädigung war.
Das langfristige Ergebnis der Hufbearbeitung kann man nur über die Entwicklung der Hufe im Laufe der Jahre sehen (immer mal Fotos machen, damit man die Entwicklung sieht), wie beispielsweise hier:
Kurzfristig muss das Pferd zeigen, ob es in die richtige Richtung geht, deswegen ist es so wichtig, dass man dem Pferd nicht über Schmerzmittel oder Hufbeschlag die Möglichkeit nimmt, zu fühlen, was mit seinen Hufen los ist, denn
„das Pferd ist der (oder die…) Einzige, der wirklich sagen kann, was richtig und was falsch ist!“
Wenn also ein Pferd nach einer Bearbeitung schlechter läuft, ist schlichtweg ein Fehler gemacht worden, der nicht wiederholt werden darf. Ein guter Bearbeiter nimmt die Zeichen ernst, er fragt sich dann, was er wo weggenommen haben könnte, was ganz eindeutig vom Pferd gerade gebraucht wurde, um die schmerzfreie Bewegung zu erhalten, die, wie gesagt, absolut notwendig ist, um den inneren Huf zu heilen.
„Ein Fachmann ist ein Mann, der einige der größten Fehler kennt, die man in dem betreffenden Fach machen kann, und sie deshalb zu vermeiden versteht.“ Werner Heisenberg
Oftmals zeigen Pferde auch schon während der Hufbearbeitung an, dass etwas falsch gemacht wird, das sind dann oft die als „unerzogen“ bekannten Pferde, die vielleicht sogar sediert werden für die Bearbeitung, aber auch Pferde, die während der Bearbeitung in „ihre eigene Welt“ abtauchen, sind ein Alarmzeichen, da muss für den Menschen noch nicht mal das Gangbild schlecht sein. Vieles gleichen Pferde auch lange aus, schließlich sind sie Fluchttiere, sie müssen! laufen, auch wenn es schmerzt. Erst, wenn nach Jahren das berühmte sprichwörtliche Fass voll ist, bringt der letzte Tropfen es dann zum Überlaufen und das Pferd ist ganz „PLÖTZLICH“ lahm!
Viele sogenannte „faule“ Pferde sind übrigens „plötzlich“ auch nicht mehr faul, wenn die Hufe wieder gesund sind….
Gesunde Pferde müssen sich 24 Stunden am Tag FREI bewegen können, Rehepferde, die aus dem akuten Hufrehe Schub raus sind und sich somit auch wieder bewegen WOLLEN, ebenfalls bzw. erst recht! Jede Sekunde in der Box ist eine Sekunde zu viel und verschwendete Zeit!
Wir ahmen die Natur nach, aber nicht, indem wir den Huf nach einem Vorbild zurechtschnitzen, sondern indem wir den Huf möglichst so bearbeiten, wie er sich selbst über den Abrieb in der Natur bearbeiten würde. Hufe zeigen an, was weg muss und was nicht weg darf, weil es im Moment für eine schmerzfreie Bewegung notwendig ist. Ziel ist, dass die äußere Kapsel, also der Schuh, „wie angegossen“ sitzt, sprich, die Hufwände sind rundherum fest mit dem Hufbein verbunden. Die Hufkapsel sollte also weitestgehend ein Abbild des inneren Hufes sein. Normalerweise ist alles, was ganz anders aussieht, bis auf einige Sonderfälle, ein Schuh, der schlecht passt und jeder weiß, wie sich so etwas mit der Zeit auf einen Fuß (beim Pferd also der innere Huf) auswirkt.
Diese Tracht wurde zwischen 2008 und 2012 bei jeder Bearbeitung (4 bzw 5 Wochen/Intervall) massiv bearbeitet (NICHT von uns bearbeitet), man sieht deutlich, dass die Tracht extrem hoch ist 2012 und im Laufe der 4 Jahre trotz kurzer Bearbeitungsintervalle (oder auch gerade aufgrund des ständigen Kürzens der Tracht…) immer höher wurde:
Die Tracht wurde zwischen diesen beiden Bildern NICHT EINMAL bearbeitet und man sieht deutlich, wie tief die Tracht ganz von alleine ohne jegliches „Herumschnibbeln“ alleine durch ein gesundes und natürliches Gangverhalten kam:
Das Hauptproblem des Hufes lag in der Zehe, nachdem ich diese korrigiert habe, hat sich das augenscheinliche Problem mit der Tracht im Laufe der Zeit von ganz alleine durch die Bewegung gelöst:
Ein Huf sollte im hinteren Bereich möglichst viel/alles alleine machen dürfen, stabile, echte! niedrige Trachten kann man nicht hinfeilen, sie entstehen durch die schmerzfreie Bewegung im Laufe der Zeit, ein Kürzen der Trachten auf ein vom Menschen bestimmtes äußeres Maß, wie es in dieser Bearbeitung – Bild unten – gemacht worden ist (Bild unten oben unmittelbar vor der Bearbeitung, unten unmittelbar nach der Bearbeitung: man achte bitte nicht nur auf die stark gekürzte Tracht, sondern insbesondere auch auf die jetzt im Verhältnis noch viel längere und ohnehin schon viel zu lange Zehe…, NICHT von uns bearbeitet) kann, wie in diesem Fall, bewirken, dass das Pferd sich nicht mehr schmerzfrei bewegen kann, dieses Pferd lag fast nur noch und hatte nach der Hufbearbeitung einen erneuten akuten und massiven Hufrehe Schub:
„Beobachtungen: Pferde, die vor allem im Trachtenbereich oder aber im Sohlenbereich tendenziell zu stark bearbeitet werden, zeigen dies relativ schnell an: z. Bsp. Fühligkeit nach der Bearbeitung oder generell auf steinigen Böden, immer wieder Hufabszesse, in diesen Bereichen wird viel Last aufgenommen!“
„Pferde, die vor allem im Zehenbereich tendenziell zu wenig bearbeitet werden, zeigen dies oft erst nach relativ langer Zeit (meist erst nach Jahren…) an: z. Bsp. durch häufiges Stolpern oder auch durch einen plötzlich auftretenden akuten Hufreheschub, der sozusagen „aus heiterem Himmel“ zu kommen scheint und in der Regel überhaupt nicht mit der Hufbearbeitung in Verbindung gebracht wird. Denn in diesen Fällen ist meist seit Jahren der gleiche Hufbearbeiter am Pferd und das Pferd geht nach der Hufbearbeitung nie schlechter als vor der Hufbearbeitung! Bis das Fass dann überläuft…“
„Die Hufe zeigen eher, dass etwas nicht stimmt bei der Hufbearbeitung: daher sind Fotos so wichtig, um die Entwicklung zu dokumentieren!“