Hufe

Die Kunst Hufe RICHTIG zu bearbeiten!!!

Es ist tatsächlich eine Kunst, Hufe RICHTIG zu bearbeiten und es gibt kein Schema F dafür: Jedes Pferd ist ein Individuum und somit auch jeder Huf. Hufe müssen gelesen werden, um genau diesen Huf richtig zu bearbeiten; es gibt hier wenig Allgemeingültiges, denn ein runder Huf mit wenig Trachten ist komplett anders zu bearbeiten, wie ein schmaler Huf mit hohen Trachten. Somit machen Aussagen wie „bei Hufrehe müssen die Trachten erhöht werden“ auch wenig Sinn, denn manche Tracht ist eh schon viel zu hoch; diese sollte ich dann keinesfalls noch höher stellen!

Die Seite war gerade fertig, da wurde mir bewusst, dass das Wichtigste, nämlich dass es tatsächlich eine KUNST ist, Hufe gut und richtig zu bearbeiten, vielleicht doch noch nicht deutlich genug wurde. Dieses Problem, dass die Menschen meinen, jeder ausgebildete Hufschmied, Hufpfleger oder Huforthopäde „kann“ Hufe gut oder richtig bearbeiten, kenne ich ja schon! Dummerweise ist dieses Problem extrem verbreitet und ich weiß gerade nicht, wie ich Euch (die doch keine Ausbildung als Hufschmied, Hufpfleger o. ä. genossen hat..) dies jetzt am Besten näher bringe, vielleicht mit einem anschaulichen Hufbeispiel:

Diese Hufe wurden 5 Jahre von einem staatlich geprüften und sehr erfahrenem Hufschmied bearbeitet:

Hufe

Die Zehe ist viiieeeel zu lang (sie war noch viel länger, auf diesen Bildern wurde sie bereits „abgeflext“ mit den Worten „kürzer geht jetzt nicht mehr“), die Trachten „untergeschoben“. Dies passierte, weil der Schmied immer (Hufbearbeitung im Abstand von 6 Wochen die ganzen 5 Jahre hindurch) rundum das gleiche abnahm, z. b. 1 cm „in der Runde“ vom ganzen Huf. Durch diese Bearbeitung verschob sich langsam aber sicher in diesen 5 Jahren die Form zu – man kann ja fast sagen – Hexenfüßen. Seht Ihr, wie sich hinten an den Trachten die Lammellenröhrchen stark nach vorne ziehen?  Hufe

Schaut mal, wie dieses Pferd steht? Die Stellung… Durch diese überlange Zehe ist überhaupt kein Abrollen mehr möglich.. und: wo sind die Trachten?

Hufe

Gleiches Pferd hinten: Ist diese Zehe nicht der Hammer? Überdies sind beide Hufe komplett ungleich bearbeitet, die eine Zehe ist mehrere cm länger als die andere. Von unten sahen diese Hufe übrigens auch ganz schlimm aus: die innere Tracht war zum Teil bis 2 cm höher als die äußere Tracht und dies vorne und hinten und die Tragränder standen zum Teil viel höher als die Sohlen.

Dieses Pferd wurde also 5 Jahre falsch bearbeitet (es waren jetzt nicht mal grobe Fehler, sondern immer und immer wieder diese gleichen Faktoren, die falsch liefen: Zehe zu lang gelassen, Trachten runter, keine Balance hergestellt, Hufe schief „gelassen“..) und lief 5 Jahre damit gut, niemals Probleme, das Pferd lief über Stock & Stein, war nie fühlig, nie Wendungsschmerz, brauchte nie einen Hufschutz, gleich, wie schlimm das Gelände auch war. Er lief und lief und lief…

Aber dann: von jetzt auf gleich folgt ein massiver akuter Hufreheschub. Das Pferd lief keinen Schritt mehr, es ging gar nix mehr, eine ganz ganz schlimme Hufrehe

Diese ganzen Einblutungen, die Ihr auf den Fotos seht, entstanden übrigens „über Nacht“, also von jetzt auf gleich im Zuge des akuten Hufreheschubes. Abends waren sie noch nicht da, morgens waren die Hufe übersäht mit Einblutungen. In den Jahren vorher trat ab und an mal eine kleine Einblutung auf, wenig, aber immerhin sichtbar. Der Schmied kommentierte dies damit „ja, da ist er mal auf einen Stein getreten oder hat sich gestoßen“. Nein: dies war bereits ein Zeichen, der Huf schrie da bereits um Hilfe nach einer anderen, einer richtigen Bearbeitung. Auch kleine Einblutungen sind häufig ein Zeichen einer falschen Hufbearbeitung und nicht eines Stoßes!

Hufe

Wir mailten diese Bilder 20 Hufschmieden und 20 Hufpflegern und Huforthopäden (verteilt in ganz Deuschland) mit einer kurzen Schilderung der Situation und der Bitte, kurz ihre Meinung zur Hufbearbeitung zu schreiben und uns Tipps für die weitere Hufbearbeitung zu geben.

Und, was hörten wir? Alles gut, alles o.K., Tinker haben nun mal so Füße, viele Tinker stehen so, da kann man nix machen! Es folgten noch die unterschiedlichsten Ausführungen, die ich Euch ersparen möchte, aber vielleicht einmal eine:

„Ich kann auf den Fotos keine großen Bearbeitungfehler feststellen. Mit den Blutergüssen ist es schon sehr ungewöhnlich das sie so groß und stark sind.

Mit Hufrehe haben dieses Jahr sehr viele Pferde Probleme. Wir auch: 2 unserer Haflinger hatten auch mit Hufrehe Probleme gehabt. Die wollen wir auf Cushing testen lassen.
Ich kenne mehrere Pferde die Hufrehe haben oder hatten dieses Jahr wo es nicht auf Futter basieren kann. Es gibt wohl mehrere Auslöser für Hufrehe dieses Jahr.

Wenn eine Rotation statt gefunden hat bekommt man die in der Regel wieder weg mit Hufbearbeitung bei den meisten Pferden. Man bekommt es mit Barhufbearbeitung aber auch mit dem richtigen Beschlag hin…“

Also eigentlich will ich Euch sagen: Es ist eine Kunst, Hufe richtig zu bearbeiten und meiner Meinung nach können es mindestens 90 % aller „Huffachmänner“ eben leider nicht. Das liegt einfach daran, dass es falsch, vielleicht auch nur zu allgemein, gelehrt wird und sie sich selbst keine Gedanken machen, es ist für sie ein Job, mehr nicht, es ist für sie eben so, als wären sie Schreiner, Metallbauer, Maurer usw., sind sie aber nicht, denn der Huf ist kein Holzklotz und jedes Stückchen zu viel oder an der falschen Stelle hat schlimme Konsequenzen. Wenn nicht gleich, dann eben, wie oben geschildert, im Laufe der Jahre.

Ich bin inzwischen total überzeugt, dass sehr viele Leute, die keine entsprechende Ausbildung haben, Hufe bedeutend besser bearbeiten können, als langjährige staatlich geprüfte oder diejenigen, die die Hufpflegerschulen besucht haben. Witzigerweise dachte ich früher, wenn mir ein Pferdemensch sagte, er mache die Hufe selbst, dass dies die Stümperei ist… Ich dachte, der hat das doch gar nicht gelernt, wie kann der denn die Hufe selbst bearbeiten? So krass hat sich meine Meinung also in den letzten Jahren verändert, nur mal am Rande…

Heute weiß ich: Es kommt – wie IMMER – auf die Person an! Hufpfleger beispielsweise ist ja auch kein Ausbildungsberuf, die Schulen sind, wie die Tierheilpraktiker Schulen auch, privat. Aber auch das ist Wurscht, denn die staatlich Geprüften sind ja in der Regel auch nicht schlauer!

Versteht mich nicht falsch bitte, ich möchte keineswegs jemanden angreifen, ich möchte Euch einfach nur einmal die Augen öffnen, dass es eben gerade nicht so ist, dieses: „Alles gut, mein Pferd ist in den besten Händen, der Hufschmied/Hufpfleger/Huforthopäde kommt alle 6 Wochen…“

6 Wochen sind beim Rehepferd eh definitiv zu lang, aber oft ist es gut, dass der „Huffachmann“ nicht in noch kürzeren Abständen kommt, die Schäden wären ja noch gravierender!

Ich will sagen: Ihr müsst lernen, beurteilen zu können, wenn Ihr das nicht könnt, dann habt ihr verloren!

Ich konnte das auch lange Zeit nicht wirklich, ich war auch hilflos und echt blöd, weil mich das Thema auch gar nicht so sehr interessierte (ich weiß, so geht es fast allen..). Dann aber wurde ich wach und lernte und heute ist „Hufe machen“ mein Hobby geworden (man merkts glaub ich auch beim Schreiben…). Ich liebe es, wenn die Pferde danach „gehen wie auf Wolken“, obwohl ich kein Gelernter bin, ich bin nicht mal handwerklich geschickt. Ich glaube, auch beim Hufe „machen“ ist die Liebe zum Pferd entscheidend, denn nur, wenn man Pferde liebt, macht man sich richtig und ernsthaft Gedanken, was man tut, wie man es tut und ob man es überhaupt tut.

Ich kann nur immer wieder wiederholen, kleinste Fehler haben schlimmste Konsequenzen!

Wir reden hier nicht von wahrer Stümperarbeit, wir reden einfach nur von dauerhaft nicht durchdachter und nicht individuell abgestimmter Hufbearbeitung, praktisch: Schema F bei allen Pferden, so, wie eben halt gelernt! Das funktioniert aber nicht, echt nicht! Jedes Pferd läuft sich die Füße anders ab und hat eine andere Hufform, einen anderen Gang, eine andere genetisch vorgegebene Hufsituation. Diese muss beachtet werden! Von 100 Pferden, die der Schmied nach dem gleichen Motto macht, laufen vielleicht 70 gut, die anderen fallen dann halt aus genau dieser – nämlich seiner – Bearbeitungsform. Achtet einmal drauf: Jeder Hufbearbeiter hat seine eigene Handschrift. Ich erkenne inzwischen viele direkt am Pferd bzw. am Pferdehuf, weil das Motto (bzw. das Gelernte..) das Gleiche ist, das geht aber nicht, denn ein Huf steht steil, der andere flach, der nächste krumm und schief, weil das Pferd sich die Trachten bzw. die Hufe schief abläuft. Hier muss dann ausgeglichen werden, nehme ich 1 cm im Kreis runter, wird der Fuß doch immer schiefer, oder?

Ich bekomme ja seit etlichen Jahren sehr sehr viele Rehehufe – und natürlich auch andere – zu sehen. Ob Ihr es glaubt oder nicht: Früher dachte ich auch immer, der Hufzustand liegt am Pferd, nein: der liegt am Menschen, tatsächlich, am Bearbeiter, eben nicht am Pferd!

Bilder wie diese tragen die Schrift des Hufbearbeiters, diese Hufe müssen nicht so aussehen, die Pferde haben nur diese desolaten Hufsituationen aufgrund falscher Hufbearbeitung, meist über sehr sehr lange Zeit! Es sind nicht die Hufe selbst schuld, dass sie so aussehen, die Bearbeiter sind schuld! Ich wette fast jeder, der so Hufe sieht, denkt, das arme Pferd, so eine schlimme Rehe, so schlimme Hufe: Das MUSS nicht sein, das sind alles Hufe, die falsch bearbeitet wurden und alle regelmäßig vom gleichen „Huffachmann“!

Hufe

Hufe

Hufe

Hufe

Warum sag ich das hier alles, will ich die Huffachleute ärgern? NEIN, ganz sicher nicht, ich will, dass auch sie einfach einmal lernen, und zwar das Richtige, nicht das, was sie schon gelernt haben…und nein: natürlich kann ich jetzt hier nicht sagen, das ist richtig, eben weil gerade individuell entschieden werden muss, was richtig ist, eben, weil man nicht sagen kann, so und so muss jeder Huf oder jeder Rehehuf bearbeitet werden. Man muss erst auf die Hufe des Pferdes schauen und dann kann man richtig bearbeiten, niemand, wirklich niemand, gleich von wem es kommt, kann allen Ernstes sagen: So sieht ein Rehebeschlag oder so sieht eine Rehehufbearbeitung generell aus, diese ist generell richtig. Aber genau das wird gemacht, genau das! Es kann nicht für jedes Pferd richtig sein, für manche ist es vielleicht richtig, für andere wieder falsch, ist doch klar, jedes Pferd hat doch andere Füße. Ich kann doch nicht generell sagen, Trachte muss hoch. Ggf. ist die Trachte doch schon viel zu hoch! Das Gleiche gilt natürlich umgekehrt mit „Trachten runter“. Gut, es gibt Dinge, die sind generell, diese beziehen sich jedoch nicht auf die ganzen Bearbeitungstheorien mit dem Dauerthema „hoch stellen“, eingipsen, Rehebeschlag. Dies sind so Dinge wie „Zehen müssen kurz“, aber auch hier kann man ja nicht generell sagen „die Zehe muss ab“, vielleicht ist selbst die bei diesem Pferd schon viel zu kurz?

Ein kleines Beispiel für einen absoluten gängigen „Praxis-Wahnsinn“ (das ist immer falsch!!): Wenn sich bei der Hufrehe ein sogenannter „Schnabelhuf“ bildet, dann fangen Tierarzt und Hufschmied (beide vom „Fach“..) meist an, mit einer Flex oder auch mit der Feile, völlig Wurscht, den Schnabel von außen wegzufeilen, siehe Bilder Hufe vorne oben, da kann man schön erkennen, dass kräftig gefeilt wurde. Sinn dieser Sache ist, dass sich kein Schnabel von oben mehr bildet und der vorhandene Schnabel weg ist. Versteht Ihr das? Ich nicht! Der Huf bildet sich von oben nach unten und gesund werden muss der innere Huf, nicht das, was wir sehen, also die äußere Hornkapsel. Feile oder flexe ich jetzt an der Hufwand, die ja bei Hufrehe extrem entzündet und anfällig ist, Horn ab, so mache ich die Wand enorm porös und empfindlich, also die, die eh schon entzündet ist (von innen die Lamellenröhrchen, nicht von außen oder manchmal eben auch von außen ersichtlich wie beim obigen Pferd…). Ich erreiche also nur eines und das ist ja total von Nachteil: Ich dünne die Wand aus, damit die Sache von außen „schöner“ wird, ich muss aber doch den Huf so bearbeiten, dass er von oben nach unten gesund nachwachsen kann und somit erst gar kein Schnabel mehr „anwächst“, oder? Ich muss den Huf also so bearbeiten (von unten..), dass er von oben gesund und im passenden Winkel nachwachsen kann, das erreiche ich doch nicht, indem ich von AUßEN (!!) den Schnabel wegflexe. Wo ist wohl der Sinn, den eh schon entzündeten Huf noch empfindlicher zu machen und die Hornwand von außen kräftig auszudünnen? Nirgendwo, hiermit behandele ich keine Hufrehe, sondern betreibe alleine eine „äußerliche Makulatur“, sieht halt von außen schöner aus ohne Schnabel, wächst jedoch genauso Schnabel förmig nach von oben, wenn ich ihn nicht so bearbeite, dass er gesund nachwachsen kann. Dies kann ich nur erreichen, wenn ich den Huf von unten bearbeite, denn das Pferd läuft am Boden und nicht mit der Mitte vom Huf. Es kann sich den Huf demnach auch nur von „unten“ gesund laufen. Mit Schönheitsreparaturen erreiche ich für den inneren Huf, der heilen muss, garnichts, aber überhaupt nichts. Im Gegenteil, die Hufwand auszudünnen ist überhaupt gar keine gute Idee!

Das war nur ein Beispiel, es gibt so viele…

Wie gesagt, bis ich Ulrike kennenlernte, war ich selbst sehr dumm… Dumm ist man immer, wenn man sich nicht wirklich und wahrhaftig mit einer Sache beschäftigt, intensiv beschäftigt mit Gehirneinschaltung, also nicht nur das aufnimmt, was man irgendwann mal lernt und dann einfach nur umsetzt oder nachplappert!

Auch ich dachte, die Huffachleute werden es schon richtig machen… bis ich dann aufwachte und endlich begriff, dass das meist nicht so ist. Mir ist an diesem Punkt, an dem ich versuchte, meine Meinung zu äußern, Arroganz entgegen getreten, ganz so nach dem Motto: ich habe das gelernt, ich kann das und ich weiß überhaupt alles über Hufe und Hufrehe und Hufbearbeitung sowieso, Du weißt das nicht…

Ich denke, so wird das den meisten gehen, die beginnen, wirklich mitzudenken und einmal nicht mehr „ja“ und „ahmen“ zu sagen. Das ist so schade, wie viel Gutes könnten wir alle den Pferden tun, wenn wir alle lernen, wenn wir alle erst einmal überhaupt lernbereit und aufnahmefähig für logische Konsequenzen aus der Hufbearbeitung wären. Es wäre so schön, wenn Hufschmiede und Hufpfleger sich jetzt einmal nicht „auf den Schlips getreten fühlen“, sondern beginnen, sich mit der Hufbearbeitung zu beschäftigen, wenn sie nicht nachplappern, was sie gelernt haben (mach ich ja übrigens auch nicht..), sondern sich eigene Gedanken zu ihrer Arbeit machen könnten. Wer sagt denn jetzt eigentlich, dass Ulrike und ich die Hufe richtig bearbeiten?

Die Logik, einfach die Logik (und natürlich die Pferde, die wieder laufen..), wenn man denkt, dann erkennt man, was nur richtig sein kann. Wenn man die Vorgänge im Inneren des Hufes betrachtet und überlegt sich dann, wie kann ich den inneren Huf von außen bei der Heilung unterstützen, nur so kann es funktionieren, nicht anders!

Vorher: 5 Jahre staatlich geprüfter Hufschmied

Hufrehe Behandlung

Nachher: 1/2 Jahr Bearbeitung durch mich: Seht Ihr den Unterschied (man achte insbesondere auf Zehe & Trachte!)