Grundsätzlich generell und ohne Ausnahme geht Ihr alle davon aus, dass die akute Hufrehe selbst, also die Vorgänge im Huf aufgrund der Entzündung und eine damit einhergehende Trennung der Verbindungsschicht (= Hufbeinträger) zwischen Hufbein und Hufwand überhaupt erst zur Hufbeinrotation-Hufbeinsenkung führen.
Der Hufbeinträger besteht aus vielen Lamellen, die wie ein Klettverschluss das Hufbein in der richtigen Position halten, so sagt ihr. Dieser Klettverschluss wird Eurer Ansicht nach durch die Entzündung, die ja die akute Hufrehe bezeichnet, zerstört und somit kann das Hufbein Eurer Ansicht nach wandern, entweder rotieren oder sinken, je nach dem. Eurer Ansicht nach passiert dies also erst bei der akuten Entzündung und eben weil bei dieser der Klettverschluss sozusagen zerreist.
Alles, was jetzt kommt ist dann für Euch ein sich verselbständigtes Geschehen im Huf. Obwohl sich dieses Geschehen Eurer Ansicht nach verselbständigt, versucht Ihr jedoch, es durch allerhand verschiedene lokale Maßnahmen (orthopädische Hufbeschläge je nach Ansicht oft gegensätzlicher Art: Zehe offen, Zehe zu, Sohle ganz mit Silikon ausgespritzt, Sohle halb oder gar nicht mit Silikon ausgespritzt, Keil über dem Strahl oder auch Keil in Höhe des Hufbeins, Gips, Trachten hoch, Trachten runter usw.) aufzuhalten. Gelingt dies, ist das gut und liegt an Euren Beschlägen oder auch an Eurem Gips oder an Eurer Hufbearbeitung. Gelingt dies nicht ist Eurer Meinung nach „das verselbständigte Geschehen bei Hufrehe“ schuld und die „Hufrehe ist noch aktiv“, nicht Eure lokalen Maßnahmen sind die Schuldigen, die Hufbeinrotation-Hufbeinsenkung sogar noch fördern.
Soweit so gut!
Nie gibt es dummerweise „Rehe Röntgenbilder“ vor der Hufrehe, immer nur während der Hufrehe bzw. nach der Hufrehe (gleich, ob die Hufrehe chronisch oder akut ist, es gibt also kein Reheröntgenbild des Ausgangszustandes, immer erst dann werden Röntgenbilder angefertigt, wenn die Hufrehe bereits eingetreten ist bzw. „nachher“ Röntgenbilder!). Das ist wirklich dumm, denn ich wette, dass Hufbeinrotation und/oder Hufbeinsenkung bereits vor dem akuten Hufreheschub eintreten und diese, ja genau diese, nämlich die akute Hufrehe, also die Entzündung, bei der die Lamellenschicht geschädigt wird und der Klettverschluss teilweise oder auch ganz zerreißt, überhaupt erst auslösen. Ich behaupte das einfach mal, denn es gibt weder hinreichend Beweise für Eure Theorie, noch irgendwelche Beweise für meine Theorie, da ja, wie gesagt, eigentlich nie Röntgenbilder vor der Rehe zur Verfügung stehen. So ist weder die eine Theorie, noch die andere Theorie bei der überwiegenden Anzahl der Hufrehefälle beweisbar.
Wie aber komme ich überhaupt auf meine Theorie Hufbeinrotation-Hufbeinsenkung?
Ganz einfach, wenn Eure Theorie stimmen würde, dann ließe sich dieser Vorgang der Hufbeinrotation und Hufbeinsenkung tatsächlich nicht mehr rückgängig machen. Fakt ist aber, dass bei erfolgreicher Therapie nach ca. 12 Monaten keine Veränderungen auf dem Röntgenbild, also keine Hufbeinrotation und/oder Senkung mehr feststellbar sind (wie gesagt: bei erfolgreicher Therapie, also längst nicht immer, meist wohl nicht. Aber auch hier gleiche Problematik: Wer lässt sein Pferd nachröntgen nach frühestens 12 Monaten, wenn es wieder klar geht? Kaum jemand, ganz ganz Wenige! Daher auch hier: wenig echte Beweise, aber immerhin einige gibt’s in meiner Praxis).
Wie soll das also Eurer Meinung nach gehen?
Denn: wenn die akute Entzündung abgeheilt ist, dann beginnt der Hufbeinträger ja, die Verbindungsschicht zwischen Hufbein und Hornkapsel zu reparieren und wieder neu aufzubauen (muss er ja, da diese bei erfolgreicher Therapie wieder 100 % hergestellt wird, Beweis hierfür ist ja das Reheröntgenbild mit Hufbeinrotation-Hufbeinsenkung während des akuten Hufreheschubes und dann nach frühestens 12 Monaten das Röntgenbild, auf dem das Hufbein wieder zu 100 % im richtigen Winkel steht). Das heißt aber im Umkehrschluss, das Hufbein müsste sich bei intaktem Hufbeinträger, also bei wieder reparierter und nicht mehr entzündeter Verbindungsschicht ja auch wieder in die richtige Position, also in den richtigen Winkel setzen können, was ja nicht funktionieren kann, wenn Hufbeinrotation und/oder Senkung überhaupt erst durch die Lockerung des Aufhängeapparates, also die Zerstörung und Lockerung der Verbindungsschicht, im Zuge der Entzündung möglich wird (wie Ihr ja sagt..). Und solange der Aufhängeapparat wackelig ist, die Entzündung noch vorhanden und die Verbindungsschicht also noch kaputt ist, wird das Hufbein sicher nicht auf die Idee kommen, wieder von alleine in die richtige Position bzw. in den richtigen Winkel zu rutschen, das wäre ja komplett unlogisch. Warum soll es gerade im Zuge der Entzündung erst einmal rotieren oder sinken und dann auch im Zuge der Entzündung (denn so ist nach Eurer Erklärung die „Bewegung des Hufbeines“ ja überhaupt nur möglich..) wieder in die richtige Position kommen?
Das Hufbein kommt ja nicht während der Entzündung wieder in die richtige Position mit passendem Winkel, sondern in der Folgezeit durch eine richtige Hufstellung, sprich Hufbearbeitung! Nur so ist die Hufbeinrotation-Hufbeinsenkung zu regulieren!
Logisch wird dieser Vorgang Hufbeinrotation-Hufbeinsenkung nur, wenn man davon ausgeht, dass sich das Hufbein überhaupt nicht bewegt. Der Winkel, nach dem wir das Röntgenbild beurteilen, ist ausschließlich und immer die äußere Hornkapsel. Ist also die äußerliche Hornkapsel nicht im richtigen Winkel zum Hufbein bearbeitet, was, um nur ein einziges aber fast zu 100 % sichtbares Merkmal bei allen mir bekannten Hufrehefällen zu nennen, beispielsweise an einer zu langen Zehe liegt. Ist die Zehe zu lang, kann die äußere Hufkapsel nicht im richtigen Winkel zum Hufbein stehen, der Abstand wird logischerweise größer und je länger die Zehe umso größer, im Umkehrschluss also: desto längere Zehe umso mehr Rotation, da der Winkel sich mit zunehmender langer Zehe immer mehr weg vom Idealwinkel verschiebt. Es gibt mehrere Beispiele, das oben genannte ist nur eines, jedoch das am häufigsten Vorkommende!
Bei der Senkung hieße das, dass die ganze Hufkapsel aufgrund fehlerhafter Bearbeitung in die falsche Position, also in den falschen Winkel, gelangt.
Wenn also Fehlstellungen – gleich ob genetisch bedingt oder durch eine falsche Hufbearbeitung/Hufbeschlag – Hufbeinrotation-Hufbeinsenkung verursachen, so ist dann auch erklärlich, dass man häufig bei Bockhufen bzw. Zwangshufen eine Rotation vorfindet, und zwar ohne Hufrehe!
Eigentlich logisch, oder?
Der Bezugspunkt, an dem die Hufbeinrotation-Hufbeinsenkung gemessen wird, ist die schon geometrisch falsch stehende äußerliche Hornkapsel, das heißt, ich nehme bereits zur Bestimmung eines Rotationswinkels einen falsch gewinkelten Bezugspunkt. Denn wir messen immer nur den Winkel des Hufbeins zur äußeren Hornkapsel, mehr nicht, ist dieser nicht im Normbereich, so kann es das Ergebnis unserer Messung auch nicht sein! Es rotiert oder senkt sich nicht das Hufbein, allein die äußere Kapsel ist das Problem, welches Hufbeinrotation-Hufbeinsenkung auslöst. Der Knochen, also das Hufbein selbst, bewegt sich nicht, nur die Hornkapsel bewegt sich durch ständige und jahrelange Fehlbelastung, gleich ob angeborener oder erworbener Fehlstellung, weiter und weiter in die falsche Richtung. Jedes Auffußen fördert so auch eine Hufbeinrotation-Hufbeinsenkung. Das Hufbein sitzt aber immer am gleichen Platz!
Hufbeinrotation-Hufbeinsenkung bleiben solange unerkannt, bis das Fass sprichwörtlich „überläuft“ und eine akute Entzündung, nämlich die Hufrehe, entsteht. Dies kann – so denke ich – längere Zeit benötigen und ist ein Prozess, der gerade nicht von heute auf morgen oder von jetzt auf gleich entsteht. Ebenso ist es ein Prozess, der sich bei richtiger Hufstellung umkehren lässt, dies auch sicher in vielen Fällen, die unbemerkt bleiben, weil eben nie eine akute Entzündung, also ein akuter Hufreheschub entsteht. Auch lässt sich dieser Prozess aber umkehren, wenn bei und nach dem akuten Hufreheschub eine korrekte Hufkapselbearbeitung dafür sorgt, dass das Hufbein wieder in den richtigen Winkel gelangt.
Und genau deshalb ist es so wichtig bei Hufrehe, dass die richtigen lokalen Schritte zügig eingeleitet werden, aber ganz zügig, um nämlich Senkung und Rotation nicht noch durch weitere falsche Maßnahmen, die in die falsche Richtung, also zunehmende Rotation und/oder Senkung gehen, weiter zu fördern und somit zu beschleunigen. Denn: was Hufbeinsenkung-Hufbeinrotation bei Hufrehe anbetrifft, sind nur wir Menschen mit unseren falschen Maßnahmen die Schuldigen und nämlich gerade nicht das Verselbständigen der Entzündungsprozesse der Hufrehe! Diese hat mit Senkung und Rotation überhaupt nichts zu tun!
Aber, was messt Ihr eigentlich genau bei der Hufbeinrotation-Hufbeinsenkung? Das müssen wir erst einmal verstehen…
Einige Menschen dachten sich einmal aus, wie man Hufbeinrotation-Hufbeinsenkung wohl bemessen oder auch ausmessen kann und auch heute noch formuliert man ganz vorsichtig, nämlich, es wird davon ausgegangen, dass die Berechnung so richtig ist…
Die Hufbeinrotation, also Hufbeindrehung, ist auf der seitlichen Röntgenaufnahme aufgrund der Divergenz zwischen der Kontur der Hufwand und der dorsalen Kontur des Hufbeins sichtbar. Es wird davon ausgegangen, dass sich der Grad der Hufbeinrotation anhand des Hufbeinwinkels und des Hufwinkels berechnen. Der Hufbeinwinkel wird gebildet durch den Winkel der dorsalen Fläche des Hufbeins zum Untergrund. Der Hufwinkel wird bestimmt durch den Winkel der dorsalen Hufplatte zum Boden. Der Winkel der Hufbeinrotation wird durch die Bildung der Differenz zwischen dem Hufbeinwinkel und dem Hufwinkel berechnet.
Bei der Rotation wird zwischen der kapsulären und der phalangealen Rotation unterschieden: Die kapsuläre Rotation soll durch die Loslösung der dorsalen Hufwand, die vom Hufbein getrennt wird, entstehen. Unter der phalangealen Rotation versteht man die Verschiebung des Hufbeins (Flexion) gegenüber dem Kron- und Fesselbein. Für die phalangeale Rotation wird der Zug der tiefen Beugesehne verantwortlich gemacht, der neben der Ablösung der dorsalen Wand später auch das unterschiedliche Wachstum des Hufes zwischen Zehe und Trachten bedingen soll.
Ein Mensch sagte auch, dass das Hufbein nicht nur palmar/plantar, sondern auch nach der lateralen oder der medialen Seite rotieren kann. Hier wird dann der Winkel der Rotation bestimmt durch den Winkel der Sohlenfläche des Hufbeins zur Bodenfläche. Dieser Winkel errechnet sich aus einer Geraden, die durch die beiden Sohlenlöcher der Sohlenfläche des Hufbeins gezogen wird zur Bodenfläche. Diese Gerade wird an den distalen Rändern der beiden Sohlenlöcher angelegt (Sohlenlöcher = die Sohlenfläche wird durch eine halbmondförmige Linie in das vordere Hautfeld und die hintere Beugefläche getrennt. An der hinteren Beugefläche setzt die tiefe Beugesehne an. Beiderseits dieser Ansatzfläche befindet sich das Sohlenloch). Im Normalfall sollte das Hufbein parallel zum Boden in der Hufkapsel liegen.
Die Hufbeinrotation wird dabei in drei Grade eingeteilt: Rotation 2° – 8° = geringgradige Hufbeinrotation, 8° – 20° = mittelgradige Rotation und höher als 20° = hochgradige Hufbeinrotation.
Die Hufbeinsenkung ist noch schwieriger zu diagnostizieren, dies liegt daran, dass die Winkelberechnung ebenfalls noch schwieriger und komplizierter gestaltet wurde. Denn hierbei bleibt die Parallelität des Hufbeins zur Hornkapsel erhalten. Allerdings vergrößert sich der Abstand der Hornkapsel zum Hufbein. Als normal wird ein Abstand von 15-18 mm erachtet. Eine größere Entfernung als 18 mm wird als Hufbeinsenkung betrachtet. Eine Hufbeinsenkung kennzeichnet also eine Zunahme der Wanddicke, dem Abstand zwischen der Hufwand und dem Hufbein. Dabei wird ein Mittelwert von 15 bis 18 Millimetern bei allen Rassen als normal angesehen.
Die Senkung soll darauf hinweisen, dass es in allen Teilen des Hufbeinträgers zu einer Trennung gekommen ist und das Gewicht des Pferdes das Hufbein nun nach unten drückt. Daher sieht man die Schädigung des Aufhängeapparates schwerwiegender als bei der Hufbeinrotation. Durch die totale Separation soll das Hufbein in die Hornkapsel hinein sinken (oder ist es gar umgekehrt, also dass die Hornkapsel einfach aufgrund Fehlbearbeitung zu tief sinkt?). Man sieht die Diagnostik als schwieriger, weil die Parallelität von Hufbein und Hufwand erhalten bleibt, sprich, einfach noch schwieriger zu berechnen, zumal der o. g. Abstandswert natürlich auch wohl wieder mehr oder weniger geschätzt ist, denn überlegt werden könnte ja auch einmal, ob die unterschiedlichen Pferderassen (oder auch Esel, für die das gleiche Mass gilt..) nicht ggf. auch voneinander abweichende Abstände aufweisen?
Nun ja, in Mathematik und Winkelberechnung muss man wirklich schon sehr geübt sein, wenn da noch einer durchblicken will, was sich irgendwann einmal einer ausgedacht hat! Gut, aber jetzt wisst Ihr, wie die ganze Sache berechnet wird! Also Maßstab ist immer die Hufwand, die äußere Hornkapsel, gleich wofür.
Jetzt fragt Ihr wahrscheinlich, und was ist dann mit dem Hufbeindurchbruch, hierbei muss sich das Hufbein doch bewegen?
Ja, dazu habe ich mir natürlich auch meine Gedanken gemacht. Der Hufbeindurchbruch ist alleine ein Produkt der Entzündung bei Hufrehe und allen negativen Folgen, die die Entzündungsvorgänge im Huf bei Hufrehe so mit sich bringen. Aber nein, auch hier bewegt sich nicht das Hufbein, hier bewegt sich einfach nur die Sohle weg, und dies in Richtung Hufbein: Durch die Entzündung, die ja unter der Sohle sozusagen „tobt“. Wenn diese Entzündung nicht – relativ zügig – zum Stoppen gebracht wird, weicht die Sohle auf (mal einfach ausgedrückt), sie wird immer schwammiger und schwabbeliger, da sie mehr und mehr mit Entzündungsprodukten von innen über- bzw. unter schwemmt wird. Ja, und irgendwann wird es dann so schlimm, dass sie sich einfach an der Stelle, wo das Hufbein sitzt (genau darunter tobt ja sozusagen der Krieg der Entzündung..), auflöst und wegdriftet durch die Zusammenhangstrennung. Ein weiterer tragender Faktor ist, dass der Hufbeinträger, also die Verbindungsschicht, der Klettverschluss komplett durch die Entzündung zerstört wurde und sich sozusagen „ein Loch auftut“ (schön unten auf dem ersten Bild erkennbar..). Diese Spalte, die man dort sieht ist die komplette Zusammenhangstrennung zwischen innen und außen (von unten betrachtet..). So kommt dann der allgemein gefürchtete Hufbeindurchbruch ans Tageslicht. Ihr werdet da, wo Ihr das Hufbein seht, keine Sohle mehr sehen, die ist nämlich dann einfach weg, weil aufgelöst und die Verbindungsschicht komplett zerstört, sichtbar an dem Spalt oder dem Loch in der Sohle, wie immer man es auch ausdrücken will… und genau deshalb ist es auch so wichtig, die Entzündung möglichst ganz schnell in den Griff zu bekommen, denn desto länger das Gewebe entzündet ist, umso größer wird auch die Gefahr eines Hufbeindurchbruchs!
Die obigen Bilder sind alle von einem Pferd. Sehr schön erkennt man, dass die Hufsituation bzw. die Hufbeinrotation am 20.08.15 im Vergleich zur ersten Röntgenaufnahme direkt nach dem akuten Hufreheschub am 09.07.2015 viel massiver wurde. Diese Situation ergab sich durch den orthopädischen Rehebeschlag, den das Pferd als lokale Maßnahme „verpasst“ bekam oder anders ausgedrückt aus den völlig falschen Maßnahmen am Huf (man sieht sehr schön, dass die Zehe noch viel länger wurde und somit der Abstand zur Hufwand ebenfalls länger, man erkennt aber auch deutlich, dass sich das Hufbein an sich von der Lage her nicht verändert hat, verändert hat sich der kürzere Abstand zum Boden (= Sohle ausgeschnitten) sowie die nunmehr noch viel längere – da nicht bearbeitete – Zehe..). Da das Laufen immer schwieriger bzw. fast unmöglich wurde und sogar das ganze Bein anschwoll, wurde der Beschlag dann endlich abgenommen und man sah die Bilder oben kurz vor dem Hufbeindurchbruch.
Zwischen den obigen Bildern liegen 4 Wochen, auch hier sieht man deutlich, dass der Hufbeschlag kontraproduktiv war, denn er stellt das Hufbein steil nach unten durch eine Trachtenhochstellung.
Ja, und dann gibt es noch das Ausschuhen, also den Verlust der ganzen Hornkapsel, ein Produkt der Entzündung und allen Vorgängen, die bei der Hufrehe hiermit zusammenhängen… Das Ausschuhen zeigt die komplette Zusammenhangstrennung am Kronrand auf (also nicht von unten an der Sohle wie beim Hufbeindurchbruch, sondern beim Ausschuhen zeigt sich die Zusammenhangstrennung ringsum den Kronrand)…
Und genau hier verselbständigt sich auch das Geschehen der Hufrehe tatsächlich, nämlich dann, wenn man die Entzündung nicht schnellstmöglich reguliert bekommt!
Denn beim Ausschuhen (Verlust der vollständigen Hornkapsel) stirbt aufgrund der Entzündung und allen damit verbundenen Vorgängen wie Ödemen, Gewebsschädigungen, Blutgerinnungsstörungen, Durchblutungsstörungen, Nekrosen usw. die innerliche zur äußerlichen Verbindung, es kommt also zu einer kompletten Zusammenhangstrennung aufgrund der Entzündungsvorgänge im Inneren des Hufes. Vereinfacht ausgedrückt löst sich hierdurch dann der Kronrand und die Hornkapsel ist nicht mehr am Pferd, man kann sie einfach abziehen. Das ist der allerschlimmste Fall einer Hufrehe und nur mit ganz viel Mühe und sehr viel Zeit lässt sicher dieser Zustand dann – wenn überhaupt – wieder aufheben, denn hierzu muss eine ganz neue Hufkapsel von oben nach unten herunterwachsen. Dies dauert in der Regel ca. 12 Monate und ist eine verdammt lange Zeit, in der das Pferd leidet, und dies nicht wenig! Außerdem muss hier auch wieder gesundes Hufhorn wachsen können, was ja auch nur gelingt, wenn die Entzündung gebannt ist, denn diese ist mit Ablösung der Hufkapsel ja nicht beendet.
Wenn meine Theorie stimmt, dann wäre übrigens auch bewiesen, dass alle die Hufrehe Schübe, bei denen Hufbeinrotation und Hufbeinsenkung auftreten, lokal verursacht wurden. Dann müsste man auch tatsächlich nur in den wenigen Hufrehefällen, in denen keine Hufbeinrotation und Hufbeinsenkung auftritt, nach den innerlichen Ursachen und Auslösern, wie beispielsweise Plünderung der Hafertonne (also Futterrehe..) oder echtes ECS (mit dauerhaft erhöhtem Cortisolspiegel..) fahnden. Alle anderen, und ich schätze dies sind 90 % unserer Hufrehe Fälle wären dann tatsächlich lokal verursacht.
Ich denke, dass auch die Tatsache, dass Hufbeinsenkung und Hufbeinrotation auch ganz unabhängig von der Hufrehe auftreten, für meine Theorie spricht. Denn auch Pferde mit angeborenen Fehlstellungen wie beispielsweise Bockhufen bzw. Zwanghufen entwickeln meist eine Hufbeinrotation-Hufbeinsenkung und dies ganz ohne Hufrehe! Auch hierfür spricht, dass nicht die Entzündung, sondern die Fehlbelastung und Fehlstellung Ursache von Hufbeinrotation-Hufbeinsenkung ist!
Also bei dieser ganzen Recherche dröhnte mir wirklich oft der Kopf, denn ich musste natürlich zig Dissertationen usw. lesen, um meine Logik für mich mit der allgemein gültigen Sicht vergleichbar zu machen.
Auffallend war für mich zusammenfassend, dass man im Grunde weiß, dass alles – mehr oder weniger – nur Vermutungen und von „irgendwelchen Menschen“ festgestellte Fakten, Winkelberechnungen und Zusammenhänge sind, die sich mit den Vorgängen im Huf befassen, diese finde ich schon teilweise recht spekulativ. Nicht zuletzt auch, weil sehr viele dieser Studien, die sich über Winkelberechnungen und den Vorgängen bei Hufrehe im Huf selbst verhalten tote Hufe von toten Pferden zur Grundlage haben.
Röntgenbilder einer Hufrehe sind interpretierbar, denn wir messen das Hufbein in Winkeln an die Parallelität zur äußeren Hülle, die sich irgendjemand ausgedacht hat. Dies unterscheidet die Röntgenbilder einer Hufrehe zu anderen Röntgenbildern, denn hier sehen wir die Veränderungen am Knochen selbst ganz ohne jedwede Winkelmessungen zur äußeren Hülle und dies relativ klar und deutlich!
Bei den Hufrehe Röntgenbildern sehen wir in der Regel nur die Parallelität zur Hufwand und die jeweiligen Winkel, der Knochen selbst ist meist – glücklicherweise – unversehrt. Bei den Studienhufen waren aber auch zum Teil schwere Knochenschädigungen am Hufbein vorhanden. Es handelte sich so auch teilweise um Hufe, die nicht mehr regenerierbar waren und genau aus diesem Grunde landeten einige dieser Pferde ja auch auf dem Schlachthof. Es ist immer sehr schwer, ein Thema, insbesondere ein so vielschichtiges Thema wie die Hufrehe in all ihren Facetten und Punkten „abzuhandeln“!
Bei der Recherche zu Hufbeinsenkung und Hufbeinrotation wurde mir bewusst, dass ich auch darauf hinweisen muss, dass es natürlich Hufrehepferde gibt, die nicht mehr heilbar sind. Und genau dies sind nämlich die mit den wirklich eingetretenen Knochenschädigungen. Hier hilft dann gar nichts mehr, auch keine gute Hufsituation und auch keine gute Hufbearbeitung. Ich muss aber aus der Praxis auch darauf hinweisen, dass ich so ein Röntgenbild noch nicht gesehen habe, dies sind also wirklich sehr wenige Fälle.
Alle Röntgenbilder, die ich in den Jahren gesehen habe, wiesen keinerlei Schädigungen der Knochen, also des Hufbeins selbst auf, sondern „nur“ die hier abgehandelte Hufbeinrotation und Hufbeinsenkung. Klar ist jedoch, dass bei falschen lokalen Maßnahmen am Ende irgendwann ein völlig deformierter Knochen steht, eben so, wie ich diese bei meinen Recherchen gesehen habe. Diese Fälle sind jedoch kein Alltag, sondern wirklich die Ausnahme! Es braucht wohl längere Zeit und vieler Behandlungsfehler, bis am Ende ein völlig deformiertes Hufbein steht!
Die Erde war früher auch eine Scheibe, bis man heraus fand, dass sie eine Kugel bzw. rund ist, aber auch heute wird noch über die genaue Form diskutiert!