Immer häufiger wird Fruktan als Auslöser der durch Aufnahme von frischem Gras bedingten Hufrehe genannt. Durch experimentelle Gaben von chemisch reinem Fruktan in großen Mengen über eine Nasenschlundsonde innerhalb kurzer Zeit konnte auch tatsächlich Hufrehe ausgelöst werden. Grund hierfür ist, dass das Fruktan als rasch fermentierbares Kohlenhydrat im Dickdarm des Pferdes schnell verstoffwechselt wird. Die dabei entstehenden Produkte gelangen über die Darmschleimhaut in den Blutkreislauf und können gefäßverengend wirksam werden und entsprechend Hufrehe auslösen. Doch muss man hierbei unbedingt zwischen dem chemisch reinen und dem natürlichem Fruktan unterscheiden!
Fruktan ist ein pflanzliches Reservekohlenhydrat der Gräser und wird als Energiereserve für Wachstum und Stoffwechsel der Pflanze gespeichert. Die Menge an gespeichertem Fruktan ist dabei abhängig von dem Verbrauch für das Pflanzenwachstum und der Photosyntheserate (= die experimentell zu bestimmende Abhängigkeit der Photosynthese von Umweltfaktoren wie Licht, Temperatur oder der CO2-Konzentration). Beeinflusst wird die Fruktanbildung von vielzähligen Faktoren wie der Pflanzenart, der Tages- und Jahreszeit, der Vegetationsperiode, der Temperatur und Lichtintensität sowie dem Weidemanagement. So sinkt z.B. mit steigenden Temperaturen der Fruktangehalt, da die Pflanze sich in einer Phase des schnellen Wachstums befindet und umgekehrt.
Das natürlich vorkommende Fruktan ist in seiner Funktion als Reserveenergielieferant in der Pflanze gebunden und muss nach Aufnahme vom Pferd, im Gegensatz zum synthetischen Fruktan, erst einmal verstoffwechselt werden, sprich die pflanzlichen Zellwände müssen erst aufgeschlossen werden, bevor das Fruktan überhaupt freigesetzt wird. Auch nimmt ein Pferd beim Grasen auf der Weide deutlich geringere Mengen und über einen längeren Zeitraum Fruktan aus den Pflanzen auf, als wenn es direkt verabreicht wird.
In einer Studie wurde festgestellt, dass Pferde, um eine Hufrehe auslösende Fruktanmenge über das Gras aufzunehmen, die dreifache Tagesmenge aufnehmen müssten. Weiter muss bei der natürlichen Fruktanaufnahme die Interaktion von Fruktan mit anderen pflanzlichen Nährstoffen berücksichtigt werden. Dadurch wird nicht zuletzt auch die Fermentation im Dickdarm des Pferdes beeinflusst, so dass sich diese von der Fermentation von rein chemischem Fruktan unterscheidet.
Somit könnten die Mengen an natürlichem Fruktan, welche aufgenommen werden müssen, um eine Hufrehe auslösen zu können, noch deutlich höher liegen, als dies bei der experimentellen Gabe von synthetischem Fruktan festgestellt worden ist.
Bei dieser Studie konnte im Experiment Hufrehe nach einmaliger Gabe von 7,5 g synthetischem Fruktan/kg Körpermasse (KM) ausgelöst werden. Bei einem maximalen Fruktangehalt von 82 g/kg Grastrockensubstanz, wie er in der Studie nachgewiesen wurde, und einer unterstellten Trockensubstanzaufnahme von 2,5 % des Körpergewichts nimmt ein Warmblutpferd täglich 2,05 g natürliches Fruktan/kg Körpermasse (KM) bei Weidehaltung auf.
Um bei diesem Fruktangehalt eine Hufrehe auslösende Fruktanmenge von 7,5 g/kg KM aufzunehmen, müsste ein Großpferd täglich 36,6 kg Grastrockensubstanz oder 183 kg Grasfrischmasse (TS-Gehalt 20 %) fressen.
Ein Pferd mit einer Körpermasse von 500 kg benötigt zur Aufnahme dieser Grasmenge jedoch etwa zweieinhalb bis drei Tage.
Gemessen daran ist demnach ein maximal ermittelter Fruktangehalt von 82 g/kg TS als risikolos einzuschätzen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es unmöglich ist, dass durch die Weidehaltung ein Fruktangehalt aufgenommen wird, der tatsächlich zur Hufrehe führen könnte, denn a) wird natürliches Fruktan völlig anders (und besser…) verstoffwechselt als synthetisches Fruktan (auf der jegliche Thematisierung des Fruktans als Hufreheauslöser beruht..) und b) ist es unmöglich, dass selbst das verfressenste Pferd 7,5 g/kg KM Fruktan durch das Gras aufnimmt (und die müsste es ja dann noch aufeinmal aufnehmen…). Bevor eine Hufrehe durch Fruktan ausgelöst werden könnte, käme es zur Kolik bzw. zur Magenüberfüllung.
Gleich, welche Auslöser gerade diskutiert werden, gleich, ob es nun Protein, Stärke, Zucker, Kohlehydrate oder Fruktan ist, sämtliche angebliche Hufreheauslöser werden allein durch zum Teil schreckliche Versuche mit Pferden „ermittelt“ und sämtliche angeblich auslösenden Faktoren sind ausschließlich reine Theorie, denn im „normalen Pferdeleben“ werden diese angeblich auslösenden Stoffe weder in synthetischer Form, noch nur annähernd in dieser Menge und auf einmal gefressen.
Wenn wir so weiter machen mit unseren völlig praxisfernen Versuchen, werden wir in den nächsten Jahren (wie bereits in den vergangenen Jahren…) eine Menge weiterer angeblicher Hufrehe Auslöser kennenlernen, denn jeder Stoff, der im Zuviel und noch dazu in synthetischer Form dem „Naturtier Pferd“ auf einmal zugeführt wird, wird früher oder später eine Hufrehe auslösen können.
Durch die Theorie a) Weidegras enthält zu viel Protein und löst hierdurch Hufrehe aus (wie noch bis vor einigen Jahren die weit verbreitete These…) und b) neuerdings Weidegras löst durch Fruktan Hufrehe aus, nehmen wir unseren Pferden so viel Lebensqualität ohne jedweden Sinn, wir führen schreckliche völlig unnötige Pferdeversuche durch, um in der Theorie zu beweisen, was in der Praxis eh nicht möglich ist. Wir alle sollten uns besinnen und nicht länger Pseudoauslöser der Hufrehe suchen, sondern erst einmal dahin schauen, wo es Not tut: auf die Pferdehufe selbst! Fast immer finden wir hier auf den ersten Blick den wirklichen Auslöser der Hufrehe: Die Hufsituation selbst!
Aus meiner Praxis kann ich ganz klar und unmissverständlich sagen, dass die Hufrehe nichts mit der Weidehaltung und Grasfütterung gemein hat. Mittlerweile stehen bereits 70 % meiner Hufrehekandidaten, die immer wieder an Hufrehe erkranken und somit bereits eine chronische Hufrehe aufweisen, nicht mehr auf der Weide. Aus den Anamnesen geht ganz klar hervor, dass der Verzicht auf Weidehaltung bereits seit Jahren konsequent durchgezogen wird, seit Jahren keinerlei Gras, Getreide und Zucker gefüttert wird, nichts desto trotz erkranken diese Pferde immer wieder an Hufrehe. Diese Pferde und Ponys sind zudem schlank, da seit Jahren auf strengste Diät. Gut, jetzt könnt Ihr sagen „dann haben sie Cushing oder EMS“, aber nein: haben sie auch nicht!
Aber man kann keinem, wirklich keinem Pferdemenschen mit einem Pferd mit Hufrehe sagen, dass das Pferd kein striktes Weideverbot hat, in unseren Köpfen ist die Programmierung „Weide = Hufrehe“ drin, dagegen kommt man ganz einfach nicht mehr an. Diese Diskussion kann man nicht führen, dieses Jahre bzw. Jahrzente lange Weide = Hufrehe wird wohl die nächsten Jahrzente auch in unseren Köpfen bleiben…
Schaut einmal bei den Fallbeispielen und Erfahrungsberichten, diese Pferde hatten durchgehend Weidegang, wurden allein mit der Homöopathie und Kräutern mittels Bioresonanz-Haaranalyse bei mir therapiert und die Hufsituation wurde bei vielen Pferden optimiert, mehr nicht! Diese Pferde sind alle beschwerdefrei und es trat nie wieder ein Hufreheschub auf, trotz – meist – 24 Stunden Weidehaltung. Alle leben im Offenstall und werden natürlich und gesund gefüttert. Alle Füße werden regelmäßig in kurzen Interwallen, individuell korrekt bearbeitet und alle Pferde sind wieder voll belastbar und ohne jedwede Einschränkungen reitbar.